- Die Perle im Moor

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Ortschaft
Die Gründung des Dorfes

Am Anfang des 19. Jahrhunderts ist die Kolonisierung des Gnarrenburger Moores weitgehend abgeschlossen. Nur am Geestrand zwischen Giehle und Kuhstedt liegen das Giehler Moor und das Große Kuhstedter-Moor noch unberührt da.    
Zwischen 1835 und 1850 wird das Giehler Moor besiedelt. 1835  stellt die Kuhstedter Dorfschaft den Antrag auf Kolonisierung des Großen Kuhstedter Moores. Die Königlich Hannoversche Regierung erstellt einen Kolonisierungsplan für den Anbau von 30 Hofstellen zu je 50 Calenberger  Morgen. Die Siedler können erstmals die Stellen als freies Eigentum erwerben.    
In den Jahren 1847 bis 1850 siedeln sich die ersten drei Anbauern an; Jürgen Tietjen und Jürgen Stelljes aus Findorf und Otto Prigge aus der Gegend Worpswede. Sie sind mit der Kultivierung des Moores vertraut. Aber obwohl sie Geldmittel besitzen, sind die Anfänge unendlich schwer.    
Im Jahre 1855 wird die Ansiedlung unter dem Namen Neu-Kuhstedtermoor zu einer selbständigen Gemeinde erhoben. Erster Bürgermeister wird Jürgen Tietjen. Es gibt 23 Anbauern. Im Jahre 1866 ändert das Königliche Ministerium des Inneren den Namen der Gemeinde in Kuhstedtermoor.    
Viele Informationen, wie die Menschen früher gelebt haben, stammen aus der Schulkronik. Sie wurden 1898 von Lehrer Rühm­korb aufgezeichnet.    


Foto: Rudolf Dodenhoff           
copyright: Atelier Dieter Weiser Worpswede


So haben die ersten Hütten der Siedler im Moor ausgesehen. Das Foto wurde in Kuhstedtermoor gemacht und zeigt Meta Bargmann bei ihrer Arbeit.
Die unbehandelten Sparren nagelt oder bindet man zusammen, gräbt sie in die Erde, versieht sie mit wenigen Latten und bedeckt sie mit Stroh, Heide und Plaggen.      
Vorn bildet eine kleine Tür den Eingang. Hinten befindet sich ein kleines Fenster.


Die Hütte ist Wohnraum für Mensch und Tier. Links vorn neben der Tür hat das Schwein seinen Stall, nach der Mitte steht die Ziege, auf der rechten Seite befindet sich der Schafstall und später der Kuhstall. Im hinteren Teil ist der Wohnraum mit Feuerherd, der aus einem Loch in der Mitte und ein paar Steinen besteht. Rechts vom Herd ist die roh zusammen gezimmerte Bettstelle. Den übrigen Teil der Hütte nehmen selbst gefertigte Stühle, ein Tisch und eine Kiste ein. Der Feuerherd ist zugleich Ofen und Leuchte.      



Das karge Leben der Siedler
 
Ihre Habe müssen die ersten Ansiedler auf dem Rücken tragen, da nirgends mit dem Wagen zu verkehren ist und Schiffgräben noch fehlen. Für den Bau der ersten Hütte musste das Baumaterial stundenweit getragen werden.  
Ist die Hütte hergestellt, werden Moorflächen durch kleine Gräben (Gruppen und Scheen) entwässert, damit möglichst noch im gleichen Jahr eine Ernte eingebracht werden kann. Der Moorboden wird mit einer fünfzinkigen Moorharcke umgerissen. Sind die entstandenen Schollen ausgetrocknet, so zündet man sie an, sät Buchweizen in die warme Asche und eggt diesen oftmals noch mit den Händen ein. Andere Früchte werden in den ersten Jahren nicht angebaut.      
 
Der Haupterwerbszweig der Kolonisten ist der Torfstich, die Einnahme der ersten Siedler ist jedoch sehr gering. Das Leben ist daher sehr kärglich, die Haupt­mahlzeiten werden aus Buchweizen und Milch zubereitet. Fleisch gibt es selten.Die Kolonisten fühlten sich trotzdem glücklich und zufrieden, und sie standen in einem freundschaftlichen und geselligen Verkehr zueinander. Man unterstützte sich mit Rat und Tat. Nach und nach werden alle ausgewiesenen Hofstellen besiedelt.      
 

Das Torfstechen   
 
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner war früher das Torfstechen. Der obere weiße Torf wurde im Winter abgetragen. Im Sommer wurde der darunter liegende so   genannte Bäckertorf gestochen. Die Torfsoden mussten 2 bis 3 Meter an die   Oberfläche geworfen werden. Oben wurden die Soden gefangen, auf Schubkarren   zu einem ebenen Platz gebracht und dort "aufgestuukt". Aus anderen Schichten des Moores wird der "Backtorf" gemacht. Das Bild zeigt das " Abstuuken" der Torfsoden 1964.  
Gute und schlechtere Schichten werden vermengt, dann mit Füßen, wie das Brot, geknetet, festgetreten und glattgestrichen. Ein paar Tage danach wird der Kuchen zerlegt. Erst werden Querlinien hindurch geschnitten, das ganze in "Bänke" zerteilt, dann schneidet man Längslinien hindurch, die Torfsoden bekom­men die Größe eines Ziegelstei­nes. Danach beginnt der Trock­nungsvorgang und zum Schluss werden die Soden "geringelt".    


Die Torf Schifffahrt

Torfschiff auf der Hamme 1959

Ist der Torf getrocknet beginnt das Verschiffen mit Torfkähnen nach Bremen, Vegesack und Umgebung über Nordgraben, Kollbeck, Hamme, Lesum und Weser. Die Torfkähne sind 10-12 Stunden unterwegs, teils bei widrigen Wetterverhält­nissen. Das Befahren der Weser ist darüber hinaus für die kleinen Kähne äußerst gefährlich. Der Torfbauer wohnt, kocht und schläft im abgedeckten vorderen Teil des Torfkahnes. Dort gibt es auch einen kleinen Ofen. Teil­weise befahren bis zu 1.000 Torf­kähne die Hamme.

Ackerbau

Während der Fahrzeit bestellen die Frauen und Kinder den Acker. Die Felder liegen an der west­lichen Seite der heutigen Straße und sind durch kleine Gräben entwässert. Das Land wird mit der Hacke umgerissen, besät und mit der Handegge zubereitet. Einige Kolonisten bestellen schon bald mit Vieh ihren Acker.  

Weitere Informationen erhält man bei der Familiendatenbank Teufelsmoor

Das Teufelsmoor erstreckt sich nordöstlich von Bremen bis Bremervörde. Es wird umrahmt von den Kirchspielen Trupe/Lilienthal, St. Jürgen Ritterhude, Osterholz, Scharmbeck, Hambergen, Kuhstedt, Bremervörde, Gnarrenburg, Wilstedt, Grasberg, Worpswede.
Die Datenbank umfasst zurzeit Personen in über 13.100 Familien und wird weitergeführt.
Sie soll eine Hilfe für den Ahnen- und Familienforscher sein, kann jedoch die eigene Forschung in den Archiven nicht ersetzen.

Das heutige Kuhstedtermoor

Kuhstedtermoor war bis 1974 selbständige Ge­meinde und kam im Zuge der Gemeindereform als Ortschaft zur Einheitsgemeinde Gnarrenburg. Bereits vorher im Jahre 1970 wurde der Schulbetrieb in Kuhstedtermoor eingestellt. Seither gehen die Schüler der ersten 4 Klassen nach Kuhstedt, alle anderen Schüler nach Gnarrenburg, Bremervörde, Zeven oder Tarmstedt zur Schule.
Aus dem Erlös des Verkaufes der alten Schule (Haus Nr. 26) wurde das Dorfgemeinschafts- und Feuerwehrgerätehaus und die Straßenbeleuchtung finanziert.

Dorffest in Kuhstedtermoor 2000

Die Zahl der Bewohner in Kuhstedtermoor schwankte über die Zeiten erheblich. Gab es vor dem zweiten Weltkrieg bis zu 270 Bewohner, schwoll diese Zahl durch Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands nach dem Krieg auf bis zu 350 Bewohner an.
Heute leben ca. 240 Einwohner in dem ca. 400 Hektar großen Kuhstedtermoor. Außer zur Eigenversorgung hier und da, wird Torfabbau seit ca. 1950 nicht mehr betrieben. Darüber hinaus wurden viele landwirtschaftliche Betriebe aufgegeben. Heute gibt es nur noch 3 Vollerwerbsbetriebe. Viele Bewohner zogen aus dem Umland zu.
Die Bewohner pflegen ein geselliges Leben. Der Zusammenhalt ist einmalig. Es gibt einen Schützenverein, einen Sportverein, einen Heimatverein, das Cultimo und die Freiwillige Feuerwehr. Jährliche Höhepunkte des festlichen Lebens sind die Schützenfeste, die weit über die Grenzen hinaus bekannt sind.
Ab dem Jahre 1993 wurde die Dorfverschönerung vorangetrieben. Es entstand ein sehenswerter Dorfplatz mit Dorfmuseum, Remise, Steinbackofen, Torfkahn und Spielgerät. Das Dorfmuseum beherbergt alte Geräte und Einrichtungen. Ein Wanderweg durch den Schulwald wurde ein­gerichtet. An diesem Wanderweg kann ein Torfabstich besichtigt werden. Bepflanzungen und Ruhebänke an der Straße vervoll­ständigen das Bild.
Die Dorfbewohner packen gerne an. Alle dörflichen und gemeindlichen Einrichtungen, auch der frühere Bau der Dorfstraße, wurden jeweils in Eigenleistung erstellt, lediglich für Materialkosten wurden Zuschüsse angefordert. Dadurch repräsentieren diese Einrichtungen Werte, wie man sie von einer derart kleinen Gemeinschaft kaum erwartet.

In den Jahren 2008 und 2009 wurden von der Gemeinde Gnarrenburg umfangreiche Sanierungsarbeiten der Dorfstraße durchgeführt.
 
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